Interkommunale Zusammenarbeit im Archivwesen

Die Gemeinden Blankenheim, Dahlem, Hellenthal, Kall, Nettersheim und die Stadt Schleiden wirken seit dem 1. Januar 2024 mit einer interkommunalen Zusammenarbeit im Archivwesen dem Fachkräftemangel entgegen.

Fachkräftemangel, immer knapper werdende finanzielle Ressourcen und die immer schneller fortschreitende Technisierung und Digitalisierung in der Verwaltung – dies sind nur einige Stichpunkte, die das Verwaltungshandeln vor allem in kleineren Kommunen seit Jahren stark prägen. 

„Kommunale Archive werden meist etwas stiefmütterlich im Vergleich zu prestigeträchtigen Aufgabengebieten behandelt, dabei sind sie Schatzkammern des Wissens und der Geschichte“, so der Erste Beigeordnete der Stadt Schleiden, Marcel Wolter. Gerade in den Archiven kleinerer Kommunen gebe es teils erhebliche Rückstände in den archivischen Kernaufgaben, was unter anderem auf nichtfachlich besetzte Stellen zurückzuführen sei. Zu den Kernaufgaben zählen besonders die Bewertung, Erschließung, Erhaltung und die Zugänglichmachung von Archivgut nicht nur für Verwaltungsmitarbeiter, sondern auch für die Öffentlichkeit. Hinzu kämen künftig noch nicht abschätzbare Mehrarbeiten bei der Einführung und Führung von elektronischen Langzeitarchiven im Rahmen einer digitalen Verwaltung. 

Die Herausforderungen, vor denen Archivarinnen und Archivare in der heutigen Zeit stehen, sind somit vielfältig. Aus diesem Grund initiierte die Stadt Schleiden mit Unterstützung des Landschaftsverbands Rheinland im April 2023 eine erste Auftaktveranstaltung im Schleidener Rathaus. 

Bürgermeister Rudolf Westerburg befürwortet eine interkommunale Zusammenarbeit im Bereich des Archivwesens ausdrücklich, um wichtige Informationen unserer Geschichte zu bewahren und diese zugänglich zu machen.   

Auch die Vertreter der Gemeinden Blankenheim, Dahlem, Kall und Nettersheim waren bereits beim ersten Treffen im Schleidener Rathaus von der Idee aus Schleiden überzeugt.

Die Leitung des künftigen interkommunalen Archivs wird Nicole Gutmann übernehmen, die seit 2016 das Stadtarchiv Schleiden leitet und 2021 ihren Masterstudiengang der Archivwissenschaften abschloss und die interkommunale Zusammenarbeit begrüßt: „Unabhängig von der Größe einer Kommune und ihrer Verwaltung verwahren die Stadt- und Gemeindearchive die gleichen wertvollen historischen Quellen, die es zu erhalten gilt.“ In der Regel seien kleinere Kommunen aufgrund des geringen Stellenanteils selten in der Lage hierfür eine ausgebildete Fachkraft zu gewinnen. „Ich freue mich, gemeinsam mit dem Team des ‚Interkommunalen Archivs Südkreis Euskirchen‘ und den lokalen Kräften, die sechs Archive auch im Hinblick auf die anstehende Digitalisierung zukunftssicher und für alle Bürgerinnen und Bürger besser zugänglich zu machen.“

Unterstützt wird Gutmann von Verwaltungsfachkräften, die in den jeweiligen Kommunalarchiven vor Ort tätig sind. Eine stellvertretende Leitung des interkommunalen Archivs wurde seitens der Stadt Schleiden im Dezember ausgeschrieben.

Mit der interkommunalen Zusammenarbeit soll ein höherer Grad an Spezialisierung sowie ein verbesserter Personal- und Sachmitteleinsatz erzielt werden, um nutzerfreundliche Archive führen zu können. Dabei sollen die Ressourcen der beteiligten Kommunen gebündelt werden, um eine umfassende und effiziente Archivarbeit sicherzustellen. 

„Das interkommunale Archiv der fünf Gemeinden und der Stadt Schleiden ist ein zukunftsweisendes Modell für die effiziente Erfüllung einer Pflichtaufgabe durch vergleichsweise kleine Kommunen. Die lebendige Gemeinschaft der Archive im Kreis Euskirchen ist um einen handlungsfähigen Akteur reicher!“, freut sich der Gebietsreferent des Landschaftsverbands Rheinland, Dr. Gregor Patt über die erfolgreiche Kooperation.

Die öffentlich-rechtliche Vereinbarung wurde im vergangenen Jahr in den Stadt- und Gemeinderäten beschlossen, so dass die interkommunale Zusammenarbeit zum 1. Januar 2024 starten konnte.

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